Eigentlich wollte ich nur auf einen kurzen Sprung nach Bayern, um dem guten Herrn Seehofer zu erklären, dass Ehebruch
NICHT zu den christlichen Grundwerten gehört. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass ich Moses damals, als ich ihm die
20 Gebote überbrachte, explizit das Gegenteil sagte.
Früher liefen solche Erklärungen immer so ab: Ich schnappte mir Gabriel und Uriel, stieg mit ihnen zur Erde hinab,
verkündete, dass ich nun alle Sünden tilge und dann ließ ich die beiden von der Kette. Was folgte war immer
Kakophonie aus berstenden Knochen, reißendem Fleisch und verzweifelter Schreie. So etwas ist heute natürlich nicht
mehr zeitgemäß. Und weil Uriel und Gabriel seit einiger Zeit immer am Quengeln sind wie Kinder im Kaufhaus zur
Weihnachtszeit, sage ich ihnen nach Möglichkeit nicht mehr Bescheid und stehle mich inkognito zur Erde hinunter.
So war es auch vor
3 Tagen wieder, als ich besagten bayerischen Alibi-Christen erst auf- und eventuell hinterher auch heimsuchen wollte.
Ich begab mich also direkt nach München, betrat die dortige CSU-Zentrale und verkündete dort
"Ich bin der Herr,
Euer Gott und muss mal dringend Euren Chef sprechen!".
Zu meinem Erstaunen reagierte man in der
christlichsten Stadt Deutschlands (Selbstdarstellung!) völlig
Verständnislos. Ich wurde noch nicht einmal um einen Beweis meiner Identität gebeten. Stattdessen ließ man mich
binnen Minuten von dunkelblau gekleideten Uniformträgern abholen. Diese lieferten mich nach kurzer Autofahrt in einem
großen Gebäude ab, welches von hohen Mauern und Stacheldraht umzäumt war und übergaben mich da an einige kräftig
gebaute Männer in hellblauer Kleidung. Da mich die ganze Angelegenheit zu amüsieren begann beschloss ich, zunächst
einmal mitzumachen.
Und so stellte man mich einem netten Doktor der Psychiatrie und Psychotherapie vor, der sich sofort erstmal betont
freundlich mit mir unterhielt. Ich beantwortete all seine Fragen wahrheitsgemäß, was ihn deutlich aufregte. Wie jeder
psychologisch ausgebildete Akademiker hatte natürlich auch dieser seine Schwachstelle. Und als ich ihm erklärte, dass
es ihm doch nach 40 Jahren nicht mehr peinlich sein müsste, dass seine Mutter ihn als Teenager bei der
Selbstbefriedigung erwischt hatte, wurde er sichtlich nervös und überwies mich an einen Kollegen.
Dieser Kollege unterzog mich zunächst einmal einem Lügendetektortest. Dabei gab es schon in der Anfangsphase das erste
Problem. Ich hatte Moses in der Vergangenheit aufgetragen, dass Lügen nicht schön sei und daher zu unterlassen wäre.
Dummerweise sollte ich aber zur Justierung des Gerätes mindestens einmal gezielt Lügen. Wenn ein Gott aber schon eine
Lüge auftischen muss, dann eine göttlich gepfefferte. Der Detektor kam damit nicht klar und ging unter Blitzen und
Funkensprühen den Weg allen Elektroschocks.
Als nächstes war der "Rückführungstherapeut" dran. Er gab auf, nachdem ich auch beim dritten Versuch mit den Worten
begann:
"Am Anfang war alles dunkel, also machte ich erstmal Licht..."
Auch der Hypnosetherapeut hatte nicht viel Glück. Er wusste nicht was passiert, wenn man versucht, einen Gott zu
hypnotisieren. Naja, in zwei bis drei Tagen wird er langsam mit dem Brummen aufhören und wieder zu sich selbst finden.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich ihm nicht ein anderes Tier als eine Hummel hätte suggerieren sollen. Wenn er wegen
mir jetzt versuchen würde aus dem Fenster zu fliegen, das wäre echt mal bedauernswert.
Ich hatte mittlerweile Spaß an der Sache gefunden und beschloss, den Mitarbeitern dieser Klinik etwas entgegen zu
kommen. Ich probierte also erstmal geschätzte 300 verschiedene Psychopharmaka aus und beschwerte mich anschließend
über den Geschmack. Dann trieb ich einige der Ärzte in den Wahnsinn, die mir panisch versuchten, etwas Blut abzunehmen
und daran verzweifelten, keins zu finden.
Schließlich brachten sie mich resigniert und voller Selbstzweifel auf mein Zimmer und wollten die weiteren Maßnahmen
zunächst im Team diskutieren.
Da ich aber nicht riskieren will, dass ich mir von Maria wieder eine Predigt darüber anhören muss, wie
unverantwortlich meine tagelange Abwesenheit gewesen wäre, kehrte ich vorhin wieder in den Himmel zurück. Ich werde
aber morgen mal durchs himmlische Teleskop schauen, wenn die Mitarbeiter der Klinik bemerken, dass der nette alte Herr
mit dem weißen Bart von Zimmer 386 trotz verschlossener Tür verschwunden ist.
"Und was ist jetzt mit Horst Seehofer?", wird sich der ein oder andere jetzt vielleicht fragen. Ich weiß noch
nicht, vielleicht schicke ich ja doch einfach Gabriel und Uriel gelegentlich mal runter.
RT @GottsBlog: Gott-Update: Wenn Gott schonmal #Bayern besucht... http://tinyurl.com/332tx9n #Seehofer #Psychiater
Aufgenommen: Nov 01, 21:34